Südfrankreich 1997

Das Boot
Nachdem wir 1994 bereits einmal in Frankreich mit dem Hausboot unterwegs waren,
nahmen wir uns vor, 1997 wieder eine solche Tour zu unternehmen. Schnell waren
wir uns auch über die Gegend einig, es sollte wieder Südfrankreich sein. 1994
hatte es uns am Canal du Midi sehr gut gefallen, und diesmal wollten wir da
anfangen wo wir beim letzten mal aufgehört hatten.
Unser Kegelklub wurde inzwischen durch Jörg verstärkt. Wie sich herausstellte,
hat Jörg sogar einen Bootsführerschein. Das wäre ja genau das richtige für uns.
Leider entschließt sich Jörg später dafür, nicht mit uns zu fahren. Eine
Entscheidung die wir zwar bedauern, die wir aber auch respektieren müssen.
Im September 1996 gehen wir also von folgender Mannschaft aus: Eckhardt, Manni,
Adrian, Robert, Rainer, Andreas, Thomas, Georg und ich. Lassen wir uns
überraschen, wer nun wirklich alles mitfährt.
Im Mai 1996, also etwa ein Jahr bevor es losgehen sollte, einigten wir uns
bereits auf den Termin im Mai 1997. Immerhin müssen ja alle Teilnehmer
gleichzeitig eine Woche Urlaub vom Arbeitgeber und der Familie erhalten.
Gleichzeitig wurde ich dazu ausgewählt bei der Firma Crown-Blue-Line, bei der
wir 1994 unser Boot gemietet hatten, nachzufragen, ob wir denn auch direkt bei
ihnen buchen könnten. Es braucht ja nicht unbedingt noch ein Reiseveranstalter
und ein Reisebüro mitzuverdienen.
Ich versuchte daraufhin zunächst mal etwas aus dem Internet über die Firma zu
erfahren. Leider gab es keine einzige Fundstelle zu der Firma. Nachdem ich mich
dann im September dazu durchgerungen hatte, den Brief mal endlich zu schreiben,
fand ich auch im Internet die Firma Crown-Blue Line. Dort bestellte ich dann
auch Prospekte und Preislisten. Für alle mit Internet-Zugriff, hier ist die URL
:
http://www.crown-holidays.co.uk
Der Prospekt kam dann auch innerhalb einer Woche, allerdings mit dem Hinweis, es
würde sich um die 1996’er Ausgabe handeln. Die 1997’er Ausgabe sollte mir
zugeschickt werden sobald sie verfügbar sei.
Mittlerweile war es Dezember geworden, aber aktuelle Prospekte waren immer noch
keine da. Dann schickte ich noch einmal eine E-Mail an die Firma, aber bisher
ohne Ergebnis.
Dann versuchte Eckhardt beim Kegeln den Termin in der 2. Mai-Woche zu
verschieben. Er hätte in der 2. Maiwoche ein Squash-Turnier. Sofort kamen
allerdings heiße Diskussionen auf, ob da nun ginge oder nicht. Da wir uns
allerdings auf diese Woche festgelegt hatten, hatte Eckhardt keine Chance.
Inzwischen ist es Mitte Dezember, und es gibt immer noch kein Lebenszeichen von
der Crown Blue Line. Auch per E-Mail kam noch keine Anwort. Langsam werden wir
nervös. Zumal es wohl auch nicht allzuviele Boote in der passenden Größe geben
wird. Mit Georg habe ich mir vorgenommen mal ins Reisebüro zu gehen, um dort mal
nach Prospekten zu fragen. Immerhin bekommt Eckhardt im Reisebüro ein paar
Prozente.
Am 17.12.96, kamen endlich die langersehnten Prospekte. Sicherheitshalber kamen
sie direkt zweimal.
Beim Kegeln verglichen wir dann die Preise zwischen dem englischen Prospekt und
dem deutschen aus dem Reisebüro. Erstaunlicherweise waren die Preise etwa
gleich, so daß wir beschlossen im Reisebüro zu Buchen. Am Samstag vor
Weihnachten ging Eckhardt also ins Reisebüro. Dummerweise gab es für unseren
Termin und in unserer Größe natürlich kein Boot. Also haben wir eine
kurzfristige Telefonaktion gestartet.
Inzwischen war es Februar geworden und wir sind schon einige Schritte weiter.
Der Termin steht inzwischen fest, wir fahren in der letzten Maiwoche. Nach
einiger Diskussion einigten wir uns auf einen Leihwagen, eine VW-Bus oder einen
Ford-Transit, mit dem wir fahren wollen. Dadurch sparen wir das Benzin für das
2. oder 3. Auto, den Parkplatz vor Ort, sowie die entsprechende Autobahngebühr.
Allerdings stelle ich es mir ganz schön eng vor mit 9 Leuten im VW-Bus, dazu
Gepäck für eine Woche, ein Faß Bier, ein Grill und so weiter und so fort.
Immerhin sind wir uns einig, keinen Wein mitzunehmen. Wie wir ja aus 1994
wissen, wäre das wie "Eulen nach Athen zu tragen".
Georg hat den Leihwagen inzwischen bei Avis in Mettmann gebucht. Er kostet etwa
1250 DM mit allem drum und dran. Lassen wir uns überraschen, ob wir alle Platz
haben.
Beim Kegeln im März wurde länger drüber nachgedacht, ob wir denn nun einen
Anhänger bräuchten oder nicht. Wir haben uns dann darauf geeinigt ohne Anhänger
zu fahren, da wir immer noch hoffen, daß das Auto groß genug ist.
Rainer entwickelt sich zum professionellen Smutje. Er hat schon Vorschläge für
das Essen ausgearbeitet, die er uns "zur Genehmigung" vorgelegt hat. Aber
natürlich kann man es nicht immer allen Recht machen, daher haben wir Rainer
freie Hand gelassen.
In zwei Wochen geht es nun los. Die ersten werden schon richtig nervös. Georg
hat mich jetzt schon drei mal gefragt, ob ich denn ein Heft oder eine Mappe
hätte, die als Logbuch dienen könnte. Den letzten Reisebericht hatte ich nämlich
geschrieben, als wir schon zwei Wochen wieder zu Hause waren. Diesmal sollte
unterwegs ein Logbuch geführt werden, so daß alle Gedanken, Infos und
Begebenheiten direkt notiert werden können. Georg war heute ein weiteres mal bei
Avis sich die Größe des Autos bestätigen lassen.
Freitags holt uns Georg mit dem Leihwagen gegen 18 Uhr ab. Der Wagen ist ein
nagelneuer Ford Transit. Er macht einen sehr guten Eindruck, er ist groß und
geräumig. Vor allen Dingen hat er erst 37 Km auf dem Tacho.
Als wir dann alle eingesammelt haben, geht es los. Bei Kilometerstand 55 geht es
Richtung Südfrankreich. Nach ein paar Kilometern stellt sich auch der einzige
Nachteil des Transit heraus: Er hat nur 70 PS. Damit kommt er kaum in Fahrt und
fällt am Berg stark zurück.
In Frankfurt nehmen wir Thomas auf, und bei der Gelegenheit wird auch gleich der
erste Proviant verbraucht. Immerhin sind wir schon 2 Stunden unterwegs. Und man
kann die Frikadellen von Rainer und Andreas Vater nur loben! Die gingen weg wie
warme Semmeln. Rainer hatte auch an Senf und Kaffee gedacht.

Pause
Irgendwo im tiefsten Frankreich treffen wir an einer Tankstelle einen deutschen
Kurierfahrer, der sich zu uns stellte. Er erzählte, er würde mit einem PKW 2 mal
in der Woche von Dortmund nach Barcelona fahren. Scheinbar kannte er jede
Radarfalle auswendig, denn er konnte eine ganze Menge Geschichten erzählen.
Mitten im Gespräch, er hatte gerade seinen Kaffee ausgetrunken, hatte aber noch
eine brennende Zigarette in der Hand, lief er im Dauerlauf raus, kurz vorher
meinte er noch, seine Pause wäre vorbei.
Nachdem wir die ganze Nacht gefahren sind haben wir uns dann kurz vor dem Ziel
noch ganz schön verfahren. Die letzte Reihe im Transit meckert, die erste Reihe
kommt nicht mit der Karte klar, gestresst und übermüdet finden wir dann aber
doch noch den richtigen Weg. Im Supermarkt werden noch Einkäufe erledigt, bei
McDonalds wird gefrühstückt, dann geht es nach Port Cassafiers.
Mit Kilometerstand 1308 sind wir dann mittags endlich da.

Kurze Pause
Die Sonne scheint, als wir nach kurzem Papierkram unser Boot übernehmen können.
Adi war sofort von den netten Mädels begeistert. Wir können schon mal den ganzen
Kram aufs Boot schleppen bevor der Einweiser kommt. Es sammelt sich ja ganz
schön was an. 2 Paletten Tuborg, 2 Fässer Bier, jeder eine Tasche (hier muß man
Georg und Thomas loben), etliche Kisten mit Küchenkram, Grill, Kohle,
Wasserflaschen, Cola, Lebensmittel, Baquettes, Wein und so weiter, und so
weiter.
Die Einweisung kurze Zeit später macht ein Engländer auf Englisch. Dadurch
konnten wir ihn ganz gut verstehen. Und die kleine Probefahrt hat diesmal
Eckhardt gemacht. Ja, genau der Eckhardt, der beim letzten mal überhaupt nicht
gefahren war. Uns war noch eine defekte Reling aufgefallen, die der Einweiser
sofort mittels Akku-Schrauber befestigte. Nachdem wir dann noch Trinkwasser
aufgefüllt hatten ging es gegen halb drei nachmittags los.
Nach der 5. Schleuse haben wir gegen halb sieben Schluß gemacht. Kurz nach einem
Viadukt haben wir angelegt. Dort gab es eine Straßenbrücke, eine Eisenbahnbrücke
und eben diese Kanalbrücke über den Fluß L‘Orb Da der letzte Schleusenwärter uns
trotz drohendem Feierabend und technischer Probleme noch durchgelassen hatte,
bekam er eine Dose Tuborg. Insgesamt sind wir heute 14,5 Km gefahren.

Beim Schleusen
Zum Abendessen gab es Nudeln mit roter Sauce. Das hört sich zwar trivial an,
aber Rainer hatte dafür den ganzen Nachmittag in der Küche gestanden. Und es
sollte diesmal nicht wieder jeden Tag Nudeln mit roter Sauce geben.
Vom ersten Eindruck her, gefiel uns der Challenger, also unser Boot, nicht so
gut wie die Classic von der ersten Tour. Es fehlte eindeutig der Steuerstand auf
Deck. Und die Kabinenaufteilung war auch nicht so glücklich gewählt. In der
Classic waren Hochbetten, während hier die Betten nebeneinander waren. Die
Duschen und Toiletten waren nicht getrennt, so daß bei jedem Duschen alles unter
Wasser gesetzt wurde.
Rainer hat sogar einen Laptop dabei. Eigentlich sollte ich diesen Bericht auf
dem Laptop schreiben, doch das Geschrei der Anti-Computer-Fraktion war sofort
recht groß.
Andreas hat sich eine Angel mitgebracht, die jetzt das erste mal zum Einsatz
kommt. Nach ein paar Minuten gab Andreas das Angeln bereits wieder auf, der
erste Schwimmer hatte sich selbständig gemacht. Später hat er dann doch noch
tapfer weiter geangelt, aber nie etwas gefangen. Die letzten gehen müde um 11
Uhr ins Bett.
Rainer verwöhnt uns: Zum Frühstück gibt es Rührei mit Speck! Kurz danach sind
wir an der nächsten Schleuse. Diesmal ist es eine Schleuse mit sieben Stufen.
Jede Menge Boote liegen schon bereit, und es dauert eine ganze Weile bis wir an
der Reihe sind. Wir haben allerdings Glück, wir können als erste einfahren, so
daß wir die ganze Schleuse bei der Einfahrt für uns haben. Die nachfolgenden
Boote haben es da schon schwerer. Diese Schleuse hat nur morgens und
nachmittags ein paar Stunden in jeder Richtung auf, so daß man hier schon
pünktlich sein mußte um durch zu kommen.
Nachmittags regnete es ein paar Stunden. Rainer stand schon wieder den ganzen
Nachmittag in der Küche. Thomas hatte übrigens die kleinste Tasche dabei, zog
sich aber bereits zum dritten mal um! Wir entschlossen uns soweit zu fahren, daß
wir am nächsten Morgen einkaufen können. Dann wollen wir ein paar Kilometer
zurück fahren und den Canal du Robine über Narbonne in Richtung Port de Nouvelle
ans Mittelmeer zu fahren.
Dann bekommt Eckhardt Langeweile. Er pflückt von den tiefhängenden Ästen
Kastanien ab, und wirft sie durch das geöffnete Dach ins Boot. Thomas kommt nach
ein paar Treffern auf die Idee einen dieser Äste einen Moment fest zuhalten und
dann auf den auf dem Sonnendeck sitzenden Eckhardt loszulassen. Dabei passiert
es, mehrere Vogeljunge fallen aus einem Nest vom Ast. Schneller als wir sie
halten können, fallen 2 davon erst auf Deck und dann ins Wasser. Den dritten
Vogel kann Adi retten. Er hat ihn in der Hand. Wir überlegen was zu tun ist.
Nimmt die Mutter ihn wieder an, wenn wir ihn ins Nest zurückbringen? Setzen wir
ihn an Land aus? Sollen wir ihn töten? Können wir ihn töten? Niemals!
Nach kurzem Überlegen legen wir erst mal am Ufer an. Adi, Eckhardt und Georg
machen sich auf den Weg zurück, um den Baum zu finden. Kurze Zeit später kommt
Georg zurück, um das Boot zu holen. Den Baum hatten sie gefunden, allerdings
hing der Ast zu weit über dem Wasser, als das sie ihn erreichen könnten. Nach
einigem erfolglosen Rangieren ziehen wir das Boot schließlich mit den Seilen
unter den Ast und es gelingt Thomas den Ast heranzuziehen, so daß Adi den Vogel
ins Nest legen kann. Die beiden anderen Jungvögel finden wir ertrunken im
Wasser.
Abends legen wir in einem Ort an. Einige andere Schiffe liegen hier schon. Auf
dem einen Boot, ebenfalls von der Crown Blue Line, steht ein Mechaniker bis zu
den Ellenbogen im Motoröl. Und nach ein paar Minuten hatten wir die Nachbarn
schon geärgert: Unsere Musik war zu laut. Insgesamt fuhren wir an diesem Tag 46
Km.
Am nächsten Morgen werde ich durch Motorengeräusch geweckt. Adi fährt schon,
scheinbar hat er es eilig. Es ist noch nicht mal neun Uhr. Der Mechaniker hat
inzwischen den Motor des Nachbarbootes gewechselt. Georg war schon unterwegs
Baquettes kaufen. Zehn Stück wollte er in einer Bäckerei im Ort kaufen, er bekam
allerdings nur sieben.
Da es nicht weit war bis zu unserem Vogelnest, hielten wir direkt noch mal an
und warfen einen Blick hinein: Das Nest war leer.
Während es gestern noch regnerisch und wolkenverhangen war, ist es heute schon
morgens sehr heiß. Bereits um neun Uhr knallt die Sonne vom Himmel. Wir
beschließen das Wetter so zu lassen. Besser Sonne als Regen.

Unterwegs
Robert hat sich freiwillig gemeldet das Deck zu schrubben. Gestern Abend ist das
Einschenken aus 5-Liter Rotwein-Kanistern ein paar mal daneben gegangen. Das
ganze Boot ist rot eingefärbt. Aber wir haben ja noch ein paar Tage Zeit, das
Einschenken aus Kanistern zu üben, und tatsächlich, einige Tage später klappt
das Einschenken immer besser.
Nach wenigen Minuten schwenken wir in den Canal du Robine ein. Es geht jetzt in
Richtung Narbonne. Kurz nach der Einmündung kommt bereits die erste Schleuse.
Erst nachdem wir eine Weile angelegt und nachgesehen hatten, kam ein
Schleusenwärter, der Adi den Code "1995E" in die Hand drückte. Die nächsten 5
Schleusen waren Automatik-Schleusen, die mit diesem Code zu bedienen waren. Vor
jeder Schleuse war eine kleine Tastatur, die von Land aus zu Bedienen war. Die 5
Schleusen folgten alle in recht kurzem Abstand, so daß wir immer zu tun hatten.
Mittags kamen wir an die fünfte und letzte Automatik-Schleuse, die aber während
der Mittagspause auch angehalten wurde. Wir nutzten die Zeit für einen kleinen
Imbiß und um Trinkwasser nachzufüllen. Das Boot hat zwar einen 1000 Liter-Tank,
aber wenn 9 Leute Wasser verbrauchen, sollte man jede Gelegenheit nutzen um
nachzutanken. Der Kartoffelsalat von gestern scheint noch in Ordnung zu sein.
Wir werden sehen, wie es uns in ein paar Stunden geht.
Wir fragen uns, ob wir einen Fender verloren haben. Jedenfalls fehlt einer, aber
wir können uns nicht einigen, seit wann er schon weg ist. Eckhardt meint, der
Fender wäre schon vorher weg gewesen. Auf der einen Seite des Bootes klebt an
der Tür zur Kabine ein "Nichtrauchen"-Aufkleber, den wir aber ignorieren. Wir
tun einfach so, als wären wir immer auf der anderen Seite des Bootes
eingestiegen.
Wir schätzen die heutige Temperatur auf deutlich über 30 Grad Celsius.
Nachmittags fahren wir dann durch zwei Schleusen mit Handbetrieb. Die
Schleusenwärter haben ganz schön zu kurbeln, und auf den Gedanken zu helfen,
kommen wir erst später. Einer der Schleusenwärter bekommt eine Dose Tuborg, die
vorletzte, von uns.
Bei einer der Automatikschleusen ging das untere Tor nicht von alleine auf. Erst
nachdem Adi mit dem zufällig in der Nähe sitzenden Schleusenwärter sprach,
machte dieser das Tor auf. Nach etlichen Schleusen sind wir dann nachmittags in
Narbonne angekommen.
Wir fahren auf dem Kanal mitten durch die Stadt. Mitten in der Stadt durchfahren
wir eine automatische Schleuse, die mittels einem Zylinder auf dem Kanal
angestoßen werden muß. Die Anordnung von Zylinder, Ampeln und Schild mit
entsprechendem Hinweis ist allerdings so blöd, das es uns schon einige Mühe
kostet, alles richtig zu machen. Als ich aus der Schleuse rausfahre, sieht
eigentlich alles ganz gut aus. Ich muß rechts nah am Ufer entlang, damit die an
Land gegangenen Robert, Manni und Rainer aufspringen können. Mit 10 cm Abstand
schleiche ich an der Mauer entlang. Eckhardt steht auf dem Vordeck und fängt
plötzlich an mich nach links zu winken. Gehorsam wie ich nun mal bin, fahre ich
weiter links. Dummerweise hatte sich Eckhardt aber nur einen Scherz erlaubt, was
ich am Steuer aber zu spät mitbekam. Jedenfalls kamen unsere Landgänger nicht an
Bord, der Abstand war inzwischen zu groß. So können sie erst ein paar hundert
Meter später wieder an Bord kommen. Das Gelächter war jedenfalls groß.
Ein Clochard hat seine Heimat unter einer Kanalbrücke, er war aber nicht zu
Hause. Kurze Zeit später legen wir mitten in Narbonne an. Eine Expedition ist
zum Supermarkt aufgebrochen um Fleisch zu kaufen. Heute Abend soll gegrillt
werden. Manni erzählt später, die Verkäuferin hätte ihn erst verstanden, als er
wie ein Schwein gegrunzt hätte.
Einige nutzen die Gelegenheit bei McDonalds mal was richtig kaltes zu trinken.
Die zwei Kühlschränke an Bord sind zwar ganz nett, sie kommen aber mit dem
kühlen nicht ganz nach. Robert hat einen richtigen McDonalds-Sensor entwickelt.
Er erkennt die McDonalds immer als erster.
Das wir direkt vor einer öffentlichen Toilette angelegt haben, merken wir erst
am Geruch. Es hätte aber auch unsere verstopfte Toilette sein können. Unser Boot
hat insgesamt 3 Toiletten, zwei davon mit Wasserspülung und elektrischer Pumpe
und eine mit Handpumpe. Die Toilette mit der Handpumpe ist jedenfalls ganz schön
verstopft. Selbst Andreas, der ja beinahe vom Fach ist, weiß nicht mehr weiter.
Ein Straßenverkäufer will uns wartenden irgendwas verkaufen, ich habe nicht
verstanden um was es geht.
Heute morgen fiel irgend jemand ein Glas runter, und Adi fand nachmittags die
letzte Glasscherbe mit dem Fuß. Er hat ganz schön geblutet, und er bekam einen
Verband um den Fuß. Im gleichen Moment bin ich zu schnell in eine Schleuse
gebrettert, Thomas kam hinten mit dem Seil nicht ganz klar, und schon war es
passiert, er bekam sofort eine große Brandblase in der Hand. Das war dann der
Moment wo wir eine Krankenstation aufmachen wollten.
Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Später sind wir wieder unterwegs.
Kurz nach Narbonne kommt uns ein riesiger Ausflugsdampfer entgegen, der fast die
ganze Kanalbreite alleine braucht. Manni schafft es so gerade an dem Dickschiff
vorbei zu kommen. Jedenfalls winken alle auf dem Schiff sehr freundlich. Nachher
war der ganze Kanal aufgewühlt, und das Wasser war schwarz.
Plötzlich fällt Robert auf, daß der Motor ganz schön qualmt. Wir sind uns nicht
ganz sicher, ob das vorher auch schon so war, so beschließen wir, den Motor zu
beobachten und mit etwas weniger Drehzahl zu fahren. Nach einer Schleuse fahren
wir ein Stück Naturfluß. Der L’Orb hat an dieser Stelle eine Sandbank, die mit
Bojen markiert ist. Man sollte zwischen den Bojen und dem Ufer entlang fahren,
allerdings 6 Meter vom Ufer wegbleiben. Da der ganze Fluß vom Ufer bis zun Bojen
aber nur geschätzte 10 Meter breit ist, können wir nur direkt an den Bojen
bleiben. Die 500 Meter auf dem Fluß sind ganz schön aufregend.
Wir tuckern über den Kanal. Rings um uns ist nichts außer Gegend und Natur. Wir
beobachten Fische, Frösche, Reiher, Möwen, Flamingos und was sonst noch kreucht
und fleucht. Links von unserem Kanal ist ein großer Etang, also ein See, dem
Meer vorgelagert. Rechts vom Kanal ist kilometerweit nicht zu sehen außer
Schilf, Wiese und eine Eisenbahnlinie. Wir dösen so vor uns hin, als es
plötzlich hinter uns sehr laut hupt. Erschrocken drehen wir uns um und sehen
einen winkenden Lokführer mit seinem Zug vorbeifahren. Im ersten Moment dachten
wir eher an einen Ozeandampfer, der uns jetzt auf dem Kanal überholen wollte.
Zwischendurch stinkt der Kanal ein paar mal recht kräftig, und wir fragen uns,
ob wir etwa bei diesem Geruch abends festmachen müssen, oder ob es wieder besser
wird. Nach kurzer Zeit hört aber der Gestank auf, und gegen 8 Uhr abends machen
wir fest.

So kann man es aushalten
Der Grill wird angeworfen, und Adi verknotet eins von unseren Bierfässern und
versenkt es im Etang zur Kühlung. Das andere Faß wird passend zum Grillen
angeschlagen. Es könnte zwar etwas kälter sein, aber wir haben es natürlich
trotzdem getrunken. Wir hatten an Bord die Regel, Alkohol wird erst
ausgeschenkt, wenn das Boot abends angelegt hat. Diese Regel hatte sich schon
bei unserer ersten Tour bewährt, und auch diesmal haben sich alle daran
gehalten.
Georg und Eckhardt überprüfen das Motoröl des Schiffsdiesels. Es scheint alles
ok zu sein, es soll aber am nächsten Morgen bevor es wieder losgeht nochmal
geprüft werden. Auch jetzt um 8 Uhr abends scheint noch die Sonne.
A.D.C.G.E.
Maritime Aude
Dieses Schild hat uns lange beschäftigt, es hängt hier an jedem dritten Baum.
Adi übersetzt es etwa mit "Wirtschaftsweg". Da wären wir aber auch kaum drauf
gekommen.
Rainer steht schon wieder ein paar Stunden lang in der Küche. Zum Grillen hat er
Bratkartoffeln gemacht. Später stellt sich heraus, es sind nicht einfache
Bratkartoffeln, sondern es gibt "Bratkartoffeln a la Provence". Sie schmecken
sehr gut, und das muß ich sagen, obwohl ich eigentlich kein Bratkartoffelfan
bin. Und die viele Arbeit, die Rainer sich gemacht hat, schmeckt man wirklich
heraus.

Frühstück
Nachts ist der Himmel sternenklar, man kann kilometerweit sehen. Sogar Sateliten
sind mit etwas Glück zu sehen. Mit unseren starken Maglites haben wir
Fledermäuse angelockt. Man braucht die Lampe nur einen Moment in eine Richtung
halten, schon werden jede Menge Fliegen und Mücken angelockt. Und dann fliegt
schon eine Fledermaus mitten durch den Lichtstrahl. Wir lauschen einem
beachtlichen Froschkonzert in der Nachbarschaft. Ein paar Meter vom Boot
entfernt kann man auch Glühwürmchen finden. Nach Mitternacht wird es allerdings
kalt und feucht. Das Mittelmeer ist nur noch ein paar Kilometer weit weg.
An unserem jetzigen Liegeplatz ist während der ganzen Zeit kein einziges Boot
vorbei gefahren. Wir wundern uns ein wenig warum, wir finden es hier genial.
Abends fahren 2 Motorradfahrer vorbei, am nächsten Morgen 2 Fahrradfahrer,
ansonsten ist hier nichts los.
Am nächsten Morgen hat Georg eine ganz schön dicke Hand, er hat abends einen
Mückenstich abbekommen. Um 11 Uhr schläft Thomas immer noch tief und fest. Er
hat wohl das Bier oder den Pastis nicht vertragen. Manni beschwert sich, ich
hätte nachts ziemlich heftig geschnarcht, vor mich hin gebrabbelt und nach Atem
gerungen. Da inzwischen schon jeden Abend jemand im Wohnzimmer schläft, kann
Manni nicht mal auswandern. So ist nun mal das Seemannsleben.
Nach einer Stunde Fahrt und einer weiteren Handschleuse kommen wir in Port la
Nouvelle an. An der Hafeneinfahrt steht ein Schild, daß die Einfahrt für
Mietsboote verbietet. Nachmittags sind einige unterwegs zum Meer, andere
schlafen, lesen oder kaufen ein. Insgesamt pflegen wir in der Mittagshitze die
Langeweile. Georg holt in einer Apotheke etwas gegen seine Mückenstich-Allergie.
Später schmieren sich fast alle mal die Salbe auf ihre Mückenstiche.
In einem Tabakladen kaufen sich fast alle ein Opinel-Taschenmesser. Adi hatte
sein Opinel vorgeführt und es war allgemein als sehr scharf anerkannt worden. Im
Tabakladen wurden die Messer dann auch langsam knapp, denn als Rainer und ich
später auch jeder ein Messer kaufen wollten, mußte der Besitzer die Messer schon
aus dem Schaukasten nehmen. Das war eine ganz schöne Bastelei mit einigen
Inbus-schrauben. Die Messer gibt es in Rostfrei und nicht Rostfrei, Rainer und
ich werfen eine Münze und ich bekomme das nicht Rostfreie.
Einige Meter hinter unserem Liegeplatz ist ein Bagger mit viel Krach dabei den
Kanal auszubaggern. Er hat Seile quer über den Kanal zwischen beiden Ufern
gespannt.
Adi, Thomas und Andreas sind noch mal zum Strand gegangen. Dort herrscht
richtiges Strandleben. Im Hafen liegen richtig große Schiffe.
Unser "Ich mag keinen Speck"-Eckhardt meckert schon wieder an Rainers Essen rum.
Rainer hat vor Nudelsalat zu machen und will Ananas hineintun. Eckhardt mag
keine Ananas.
Hier in Port la Nouvelle ist der Zeitpunkt gekommen umzudrehen. Abends machen
wir uns noch auf den Rückweg, legen dann aber nach der ersten Schleuse an. Da
einige noch zum Strand gehen wollen, legen wir in Strandnähe wieder an. Die
Strandexpedition macht sich auf den Weg. Danach fahren wir noch einige hundert
Meter weiter, weil wir an unserem Liegeplatz nur 100 Meter vor einem anderen
Boot liegen. Ich selbst, aber auch einige andere, waren der Meinung, man muß
nicht in Sichtweite anlegen, wenn man kilometerweit Platz hat. Das gab natürlich
Ärger als die Strandexpedition später zurückkamen. Die Herren waren teilweise
ganz schön sauer, daß sie einige hundert Meter weiter laufen mußten.
Heute Abend gibt es Nudelsalat und Obstsalat. Rainer hat uns "essenstechnisch"
voll im Griff. Den Tisch und die Stühle haben wir neben dem Boot auf dem
Treidelpfad oder kurz daneben stehen. Als es langsam dunkel wird, fliegen die
Mücken ihren ersten Angriff. Die Blutsauger stürzen sich in Massen auf uns, so
daß sich einige ins Boot in Sicherheit bringen. Das Boot war trotz Hitze,
geschlossener Fenster und schlechter Luft die bessere Alternative. Nach einer
Stunde war der Mückenangriff vorbei, und wir konnten uns wieder raussetzen. Die
Mücken traten nur noch vereinzelt auf, die großen Angriffe waren vorüber.
Morgens wird um halb neun bereits der Motor gestartet. Wir wollen in Narbonne
ein wenig einkaufen und anschließend wieder so nah wie möglich an den Canal du
Midi kommen. Die Sonne brennt bereits jetzt schon wieder am Himmel. Aber das
wäre doch alles kein Grund gewesen so früh morgens eine solche Hektik zu
verbreiten.
Nachdem wir einige Kilometer gefahren waren, setzte sich wohl Tang in der
Schraube fest. Erst mit einigem Vorwärts und Rückwärtsfahren kam die Schraube
wieder frei. Der Motor spuckte während der ganzen Aktion jede Menge Wasser und
Ruß aus. Die ersten Befürchtungen nach dem Motto "mit dieser Maschine kommen wir
doch nie nach Hause" werden laut. Nach ein paar Minuten tuckert der Dieselmotor
wieder wie gewohnt mit seinen 1800 Umdrehungen pro Minute. Die Höchstdrehzahl
beträgt übrigens 2000 Umdrehungen pro Minute.
In Narbonne nutzen wir die kurze Einkaufspause um mal wieder bei McDonalds einen
Happen zu essen und zu trinken. Eine Bildzeitung, einen Kicker und einen Focus
ergattern wir auch. Im Kicker hat Eckhardt dann gelesen, daß Fortuna Düsseldorf
absteigen wird. Seine Freude war groß, aber Andreas hat sich geärgert. Und er
hat wohl auch einige Wetten verloren.
Nachmittags schaffen wir dann die sieben Schleusen in Rekordzeit. In einer der
Automatikschleusen schleuste ein entgegenkommendes Boot abwärts. Dummerweise
ging das untere Schleusentor nicht von alleine auf. Das kannten wir ja schon.
Die Besatzung des Bootes war komplett an Bord, so konnte keiner irgend etwas
unternehmen. Die Mannschaft hatte nicht bedacht, daß immer einer oben am
Notausschalter stehen bleiben sollte. Die Besatzung sah sich ratlos an, keiner
unternahm etwas. Es hätte natürlich jemand an der Leiter hochklettern können. Da
die Leiter aber glitschig und rutschig ist, wäre das eine riskante Aktion
gewesen. Es hätte mich aber auch mal jemand ansprechen können, ich stand ja am
oberen Schleusenrand und habe mir die ganze Sache angesehen. Aber von den
Herrschaften an Bord kam keine Reaktion. Nachdem ich mir das eine Weile angesehen
habe, ging ich dann zum Schleusenwärter und bat ihn mit Handzeichen das Tor
aufzumachen. Dabei konnte ich dann einen Blick auf seinen Computerbildschirm
werfen, auf dem der ganze Kanal mit seinen Schleusen abgebildet war. Scheinbar
war dies die Zentrale für die ganzen automatischen Schleusen. Jedenfalls ging
der Schleusenwärter einmal um seine Schleuse herum. Dabei trat er auf ein Blech,
und schon ging das Schleusentor auf. Die Besatzung auf dem "gefangenen" Boot
hatte bis dahin immer noch nicht begriffen worum es ging.

Kanal ohne Ende
Nach der Schleuse legen wir an, um Wasser zu tanken. Der Wasserhahn hatte
allerdings die Tücke, das man ihn drücken mußte, um Wasser zu bekommen. Die
anderen hatten das schon bei der Hinfahrt bemerkt und sich diskret
zurückgehalten. So habe ich dann eine halbe Stunde am Wasserhahn gesessen, um
den Tank voll zu bekommen.
Abends legen wir unter schönen schattigen Bäumen bereits am Ufer des Canal du
Midi an. Es wird gegrillt, und dazu gibt es die Reste vom Nudelsalat. Rainer hat
noch Tomaten mit Mozarella in einer leckeren Kräutersauce gemacht. Er hat wieder
den ganzen Nachmittag in der Küche gestanden. Morgen, am Donnerstag soll es
Gulasch geben. Das Gulasch hat er schon vorbereitet. Abends freuen wir uns
wieder über den sternklaren Himmel.

Das Wohnzimmer
Am nächsten Morgen ist aus dem Baum unter dem unser Tisch stand, schon wieder
ein Jungvogel aus dem Nest gefallen. Er war aber schon älter, er wird es
überleben. Gegen 10 Uhr geht es los. Wir wollen heute bis an die
Siebener-Schleuse fahren. Wir werden wohl nicht durchkommen, aber immerhin
wollen wir es versuchen. Nach ein paar Kilometern Fahrt haben Adi und Thomas
erst einmal neuen Wein geholt.
Die Leute die uns so begegnen sind alle sehr freundlich. Viele winken, wenn wir
mit dem Boot vorbeifahren. Die Bootfahrer, die uns entgegenkommen winken
sowieso. Und wenn wir abends unseren Tisch neben das Boot gestellt haben,
wünschen die paar Leute die vorbeikommen "Bon Appetit".
Im übrigen hat unser Boot einige Konstruktionsfehler. Die drei Duschen haben ein
Holzgitter, durch das das Wasser in den Abfluß laufen soll. Der Abfluß ist
allerdings flach wie ein Brett, anstatt daß er trichterförmig das Wasser
aufnimmt. Jedenfalls hat man ganz schöne Probleme, bis man sein Duschwasser
abgepumpt hat. Das Armaturenbrett ist ebenfalls völlig unbrauchbar. Die große
Ablagefläche ist zwar sehr schön, schnell sammelt sich allerhand Kram an, der
dort abgelegt wird, aber die Farbe der Ablage ist schneeweiß. Und in der
schrägen Windschutzscheibe blendet die Ablage fürchterlich. Man kann, je nach
Stand der Sonne, kaum noch etwas sehen. Erst nach einiger Zeit kommen wir drauf,
auf die Ablage ein schwarzes T-Shirt zu legen. Das T-Shirt von Rainer hat dann
praktisch die ganze Woche auf der Ablage gelegen.

Kanal ohne Ende
Das Wetter ist heute nicht ganz so heiß, aber es weht ein ganz schöner Wind.
Immerhin scheint aber die Sonne. Und tatsächlich, wir sind nachmittags kurz nach
halb vier an der Siebenerschleuse, ein paar Minuten früher, und wir hätten noch
schleusen können. In unserem Handbuch stimmen die Öffnungszeiten der Schleuse
nicht. So machen wir also vor der Schleuse fest. Außer uns liegt noch ein
weiteres Boot hier, aber im Laufe des Abends werden es immer mehr.
Einige sind unterwegs um sich Beziers anzusehen, die anderen pflegen die
Langeweile. Wir lesen oder schlafen. Abends spielen wir Doppelkopf, und man
glaubt es kaum, ich gewinne. Das Spiel unterbrechen wir nur für Rainers
hervorragendes Gulasch. Mit dem Gulasch hat sich Rainer selbst übertroffen, alle
waren begeistert. Sogar Komplimente wie "So ein Gulasch macht nicht mal meine
Mutter" werden gemacht. In meinem Tagebuch steht der folgende Eintrag, den ich
mal zitieren möchte : "Abends gab es das beste Gulasch der Welt. Rainer war in
Hochform. Das Gulasch war super und der Salat ebenfalls."

Am Ufer
Als wir unseren Doppelkopf gegen halb zwei nachts beenden, ist Andreas immer
noch nicht da. Er war abends in die Stadt gegangen um ein Bier zu trinken. Der
Suchtrupp, bestehend aus Eckhardt und Robert, traf ihn aber schon auf dem
Heimweg, nur einige hundert Meter vom Boot entfernt.
Mitten in der Nacht, so gegen 7 Uhr morgens, bricht die Hektik los. Die
Siebenerschleuse will bewältigt werden. Obwohl wir gestern als zweites Boot hier
waren, kommen wir erst als achter in die Schleuse und hinter uns kommen immer
noch etliche Boote. Das Schleusen klappte prima. Wir waren mit 4 Booten in der
Schleuse, das größte war mit einer Gruppe Männer in unserem Alter besetzt. Die
Jungs haben schon morgens um Acht die Rotweingläser kreisen lassen. Ein wenig
neidisch blicken wir hinüber.
Nach dem Schleusen ist "Klar Schiff" angesagt. Eckhardt und Thomas schrubben das
Schiff. Ich vermisse ein wenig das gemeinsame Frühstück. In den letzten Tagen
kam morgens immer ein wenig Hektik auf, so daß für ein richtiges Frühstück keine
Zeit war. Und die Tasse Kaffee "im Flug" ist auch nicht das wahre.
Nun ist es doch passiert. Eine Stunde bevor wir den Heimathafen anlaufen, wollen
wir noch ein wenig Einkaufen. Beim Anlegen reißt ein Fender an der rechten Seite
ab. Da waren wir wohl ein wenig schnell. Georg kann den Fender aber ohne große
Probleme wieder dran montieren. Er hängt zwar dann etwas höher als die anderen,
aber besser wie gar nicht. Rainer hat mal wieder eine Baquetterie leergekauft.
Nach einem kurzen Stop geht es weiter, gleich haben die Schleusenwärter
Mittagspause. Fahrräder überholen uns. Auf Deck stapeln sich die leeren
Weinkanister. Mittags gegen 2 sind wir dann im Heimathafen.
Adi reserviert uns im Restaurant schon mal einen Tisch für abends. Einige von
uns machen sich ein letztes mal auf den Weg zum Mittelmeer. Wir anderen wollen
das Boot schon mal tanken. Als der Tankwart den Tankstutzen öffnen will, gelingt
ihm das nicht. Er muß erst eine ganze Weile mit Hammer und Schraubenzieher
schuften, bevor der Deckel aufgeht. Scheinbar wurde der Stutzen beim letzten
Tanken nicht richtig aufgedreht, so daß das Gewinde verkorkst war. Nach einiger
Zeit kann er aber den Verschluß öffnen, und wir tanken 117 Liter Diesel für 599
Franc. Die verstopfte Toilette melden wir ihm dann auch gleich. Ansonsten schaut
er sich das Boot nicht näher an, er wirft nicht mal einen Blick hinein. Und das
war dann die ganze Übergabe. Da wir am nächsten Morgen früh in Richtung Heimat
durchstarten wollen, waren wir froh die Formalitäten bereits am Freitag
erledigen zu können. Mit unserer Tankrechnung haben wir dann im Büro noch den
restlichen Papierkram erledigt.
Abends gehen wir dann im "Hafenrestaurant" essen. Glücklicherweise hatten wir
bestellt, denn es wurde rappelvoll. Eine andere deutsche Gruppe hatte sich nicht
angemeldet, erschien aber mit 18 Personen. Daraufhin kamen Wirt und Kellner ganz
schön ans rennen. Wir haben sehr gut gegessen und getrunken, und die kleinen
Verzögerungen machten uns nichts aus. Wir waren ja noch im Urlaub, und nicht auf
der Flucht.
Später, als wir wie üblich die letzten Gäste waren, setzte sich der deutsche
Wirt zu uns und erzählte ein wenig. Er spendierte eine Runde einheimischen
Schnaps, dessen Namen ich leider nicht mitbekommen habe. Und für die Leute von
uns, die schon im Bett lagen, hat er uns noch eine Flasche Champanger
mitgegeben.
Angeblich konnte er sich auch an uns erinnern, wir waren ja schon 1994 hier.
Aber vermutlich erzählt er das allen Touristen, die es hören wollen.
Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Heimweg. Nach etwa 15 Stunden Fahrt
sind wir wieder zu Hause. Während der Fahrt half uns Robert wieder mit seinem
McDonalds-Sensor.
Unterwegs denken wir schon an das nächste mal. Wann fahren wir wieder? Es wird
wohl ein paar Jahre dauern.
Georg hat in dieser Nacht das Auto noch ein wenig saubergemacht und zum
Vermieter zurückgebracht. Für seine Verdienste als Koch haben wir Rainer und
seine Frau in ein gutes japanisches Restaurant in Düsseldorf eingeladen.
Und was hat der ganze Spaß gekostet? Die Automiete betrug 1154 DM, die
Bootsmiete 4375 DM. Der ganze Rest (Benzin, Parkplatz, Lebensmittel,
Versicherung usw.) hat mit etwa 2500 DM zu Buche geschlagen. Damit sind wir bei
etwa 8000 DM angelangt.
Über verirrte Crewmitglieder, genervte Autofahrer, Besserwisser, Alleskönner,
Schlangen vor Telefonzellen und Doppelkopfverlierer wird hier nichts gesagt.
;-))) Diese Anekdoten werden wohl als Märchen in die Geschichte unseres
Kegelclubs eingehen.
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